Die Weisheit der Welt


Ein Ashanti-Mythos, erzählt in Westafrika.

 


Vor langer, langer Zeit lebte eine schlaue Spinne namens Anansi. Anansi wollte weise sein, tatsächlich entschied sie sich, die ganze Weisheit der Welt zu sammeln!


Wissend, selbst wenig zu wissen, stellte sie sich die Aufgabe, Wissen zu erlangen. Sie bereitete eine Kalebasse vor, um das Wissen aufzubewahren. Sie zog los und befragte alle Leute nach ihrem Wissen. Manchmal musste sie dafür bezahlen, manchmal hat sie sich das Wissen auch ergaunert. Aber normalerweise gaben ihm die meisten ihr Wissen preis, da eine Spinne mit solch einer großen Aufgabe viel weiser als sie selbst sein müsste.
Nachdem sie lange Zeit mit dem Sammeln verbracht hatte, hatte sie die Weisheit der ganzen Welt in seiner Kalabasse und dachte sich: „Ha ha, jetzt bin ich die

Klügste von allen! Jetzt muss ich ein gutes Versteck finden, damit niemand das Wissen findet und ich für immer die Klügste bleibe!“
Sie fand, in dem obersten Wipfel eines hohen Baumes, den nur eine Spinne erklimmen könnte, wäre das beste Versteck. Die vom Wissen schwere Kalebasse band sich Anansi mit einem Streifen Tuch um den Bauch und machte sich mit ihren acht Beinen auf, den Baum zu erklimmen. Doch die Kalebasse war ihr im Weg und so kam sie nur bis zur Hälfte des Stammes. Ganz gleich, wie sehr sie es versuchte, sie scheiterte immer wieder und murrte schließlich frustriert in sich hinein.
Zu dieser Zeit kam ihr kleiner Sohn und beobachtete sie.

Anansi war verärgert, in ihrer hilflosen Lage ertappt worden zu sein.
Aber ihr Sohn sagte einfach: „Warum bindest du dir die Kalebasse nicht auf den Rücken, Mutter, so dass sie dir nicht im Weg ist?“
Anansi dachte nach. „Das könnte klappen.“ Und tatsächlich erreichte sie auf diese Weise die obersten Wipfel des Baumes ohne Schwierigkeiten. Aber als ihre Aufgabe erfüllt schien, fiel ihr auf, dass selbst ihr junger Sohn weiser war als sie!
„Man kann die ganze Weisheit der Welt nicht in einer Kalebasse verstecken!“ heulte sie und schüttete in einem weiten Bogen ihren ganzen, mühsam gesammelten Inhalt über die Welt.
So geschah es, dass sich das Wissen auf der Welt verbreitete. Und Anansi fühlte, was Weisheit bedeutet.