Sei mir gegrüßt, du lieber Mai...


...mit Laub und Blüten mancherlei!
Seid mir gegrüßt, ihr lieben Bienen,
vom Morgensonnenstrahl beschienen!
Wie fliegt ihr munter ein und aus
in Imker Dralles Bienenhaus
und seid zu dieser Morgenzeit
so früh schon voller Tätigkeit.
Für Diebe ist hier nichts zu machen,
denn vor dem Tore stehn die Wachen.
Und all´ die wacker´n Handwerksleute
die hauen, messen stillvergnügt,
bis daß die Seite sich zur Seite
schön sechsgeeckt zusammenfügt.
Schau! Bienenlieschen in der Frühe
bringt Staub und Kehricht vor die Tür;
Ja! Reinlichkeit macht viele Mühe,
doch später macht sie auch Pläsier.

 

Wilhelm Busch

 

*

 

Was tun mit bösen Drachen?

 

von Katharina Triebiger

Aus dem Buch Rose und Lavendel: Heilende Pflanzenmärchen und -porträts aus dem Herzen

 

 

Im schönen Waldstätten lebten die Menschen seit eh und je friedlich miteinander. Jeder ließ seinen Nachbar gewähren und half dem Anderen, wo er nur konnte. Die Kinder hatten fröhliche Tage mit Spiel, Spaß und Sonnenschein, während die Erwachsenen ihrer Arbeit nachgingen und am Abend vor dem Kamin Märchen erzählten.

 

Eines Tages aber geschah es, dass ein großer, böser Drache sich eben dieses Örtchen auswählte, um hier sein Unheil zu treiben und unter den Menschen Angst und Schrecken zu verbreiten. Er war schon alt und wollte nicht mehr durch die Welt fliegen. Daher musste nun eine einzelne Gegend seine Bosheit ertragen. Nur aus Lust am Zerstören brannte er die Dächer ab und verwüstete die Gärten, so dass die Menschen in Waldstätten hungerten und froren. Ihre nicht verbrannte Habe wurde nass, weil das schützende Dach fehlte, und die Kinder konnten nicht mehr zum Spielen ins Freie.

Eines Tages verlangte der Drache sogar, dass ihm die Waldstätter eine Köchin schicken sollten. Ständig nur angekohltes Fleisch war ihm nicht mehr gut genug. Da war die Angst groß; wer sollte in die Höhle zu dem bösen Ungetier ziehen? Wer wagte sein Leben außerhalb der Gemeinschaft? Nach langem hin und her meldete sich die kleine Christa.

Sie sagte zu den Ihren: „Habt keine Furcht. Ich werde dem Ungetier Gutes kochen. Und wenn der letzte Sonntag im Juni anbricht, dann seid bereit. Ich werde dafür sorgen, dass wir ihn überwältigen können. Aber kommt nicht zu früh. Kommt auch nicht zu spät. Nur am letzten Sonntag im Juni, da seid alle am Eingang der Höhle.

 

“Christa ging in den Garten und in den Wald. Sie holte viele Arme voll Waldmeister und lange Schnüre. Oben auf legte sie andere Kräuter, so dass der Drache nicht sehen konnte, was sie dabei hatte. Als der Drache sich nun seine Köchin abholen wollte, musste er all die Körbe voller frischer Kräuter mitnehmen. Sie wolle ihm damit seine Speisen verfeinern, sagte die Kleine. In den kommenden Wochen trocknete sie in der Höhle alle Kräuter an langen Schnüren und der Drache bekam jeden Tag ein gut gewürztes Mahl. Da er sehr zufrieden war und begriff, was die Kräuter daran für einen Anteil hatten, akzeptierte das Ungeheuer, dass Christa so viel Platz für das Trocknen brauchte. Zwischendurch zerstörte der Drache auch andere Siedlungen und verbrannte sogar, aus reinem Spaß, eine ganze Kuhherde. Bald ging Christa daran, immer mehr Waldmeister in sein Essen zu mischen. Der Geruch und der Geschmack gefielen dem Untier. Dass er immer träger wurde und mehr und mehr schlafen wollte, schob er auf die wärmer werdende Jahreszeit. Drachen sind eben winteraktiv, dachte er so bei sich. Und Christa erklärte ihm: „Bei so viel gutem Essen kann man auch mal ein Verdauungsschläfchen mehr machen!“ Als die Tage immer länger wurden und der Drache immer müder, machte Christa auch noch Waldmeisterbowle und Waldmeistertee für ihn.

 

Ihre letzten Vorräte brauchte sie auf, genau am Mittag des letzten Sonntages im Juni. Und der Drache schlief nach diesem Essen wie noch nie. Er ließ seine Schnauze direkt in seiner Schüssel liegen. Die Augen schwer wie Gullideckel, die Träume schön wie noch nie. Als sie merkte, dass alles gut gegangen war, ging die kleine Christa hinaus, zog ihre Schürze ab und holte ihre Freunde in die Höhle.

Die hatten Seile und schwere Ketten mitgebracht. Gemeinsam fesselten sie den riesigen Drachen, bis er nur noch ein großes, fest verschnürtes Paket war und warteten, bis er aufwachte. Da staunte das Untier nicht schlecht. So etwas war ihm noch nie passiert! Er zog an den Seilen und Ketten, er wollte Feuer speien und die Menschen zertreten – aber sein Maul war verschnürt und seine Pranken konnte er nicht heben.

 

Da jubelten die Waldstätter. Sie feierten ein langes Fest und sperrten den bösen Drachen sicher ein. Mit Hilfe der Menschen aus den anderen geschundenen Ortschaften bauten sie ein großes Gefängnis für den Übeltäter und verlangten Eintritt von denen, die ihn sehen wollten. Mit dem Geld bauten sie alle ihre Häuser wieder auf und pflanzten neu, was zerstört worden war. Die mutige, kluge Christa aber bekam einen großen Kräutergarten angelegt und eine Blume wurde nach ihr benannt. Doch das ist eine andere Geschichte ...

 

 

Waldmeisterwirkung des Tees:

Leicht schmerzstillend und beruhigend, nervenstärkend und den Stoffwechsel anregend. Der Tee aus dem getrockneten Kraut regt Leber und Nieren an, beruhigt das nervös Herz und hilft bei Migräne und Kopfschmerzen. Für ältere Menschen (und Drachen) ist der Tee mit Honig gesüßt ein sehr leckeres Schlafmittel.

 

Worauf ich achten sollte:

Vor dem Verwenden der Blättchen müssen diese ein wenig anwelken. Dadurch schmecken und riechen sie intensiver.

Über Kopf aufgehängt, kann man das Kraut auch trocknen. Waldmeister darf nie in größeren Mengen oder über einen längeren Zeitraum eingenommen werden (außer von Drachen)!